Brachelen
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Fußballgeflüster  18.11.2023

SV Brachelen spielt die perfekte Hinrunde

 In der Hinrunde hat der SV kein Spiel verloren.

HÜCKELHOVEN Elf Spiele, elf Siege, Halbzeitmeister. Die fehlerfreie Serie liegt laut Vereinsvorsitzendem Andre Lindt an mehreren Stärken des Teams.

VON HERMANN-JOSEF SIEMES

 

Der SV Brachelen hat nach den Ergebnissen eine perfekte Hinrunde gespielt. In der Kreisliga B 3 ist das Team um Spielertrainer Danny Fäuster mit elf Siegen aus elf Spielen Halbzeitmeister. „Wir haben auch etwas Glück gehabt“, sagt Vorsitzender Andre Lindt. Er nennt vor allem das späte Siegtor zum 3:2 zum Saisonauftakt gegen den SV Scherpenseel-Grotenrath.

Die Mannschaft zeichnet auch ein starker Charakter aus. Wenn man nach sehr guten Spielen meine, es käme ein schwächeres Spiel, sähe man sich getäuscht. So folgte dem 4:2 gegen den SV Breberen im Topspiel ein 5:0 gegen den Tabellendritten Gillrath. Und der SV legte gegen die Übach-Palenberger Teams nach – 8:1 gegen den VfR und 7:1 gegen den 1. FC Rheinland. Die Partie gegen den SV Breberen hatte deutlich mehr als B-Liga-Niveau. „Wir haben aufgrund der Kopfballstärke gewonnen“, sagt Andre Lindt. So habe Danny Fäuster zwei Kopfballtore nach Standards erzielt. „Breberen war sehr stark und am Boden gleichwertig“, lobt Andre Lindt den Gegner.

Anfangs litt der SV Brachelen unter schwächerer Chancenverwertung. Bei der SG Gangelt-Stahe gelang ein 1:0-Sieg. Andre Lindt freut sich vor allem über die spielerische Entwicklung, die die Mannschaft unter der Regie von Danny Fäuster genommen hat. Es ist aber noch Luft nach oben. „Wir sind noch lange nicht durch“, weiß der Vorsitzende. Bei aller Rivalität drückt man auch im eigenen Interesse dem Nachbarn Würm-Lindern die Daumen, dass er den Klassenerhalt in der Bezirksliga schafft. „Dann hätten Breberen und wir die Chance aufzusteigen“, sagt Andre Lindt. Breberen hatte auch nach der Niederlage in Brachelen weitergemacht und nicht zurückgesteckt.

In der Hinrunde hatten die Brachelener viele Heimspiele. So wurde auch gegen Gillrath das Heimrecht getauscht. Das heißt auch, dass Brachelen in der Rückrunde bei fast allen Konkurrenten antreten muss. Lediglich gegen die SG Gangelt-Stahe hat man zum Rückrundenauftakt an diesem Sonntag Heimrecht. In den Auswärtsspielen muss sich der SV Brachelen beweisen.

Wichtig sind in der Mannschaft die erfahrenen David Katthagen und Matthias Burbaum. Katthagen bringt Ruhe ins Spiel. „Er hat ein feines Füßchen, kann die Mitspieler gut in Szene setzen“, lobt Andre Lindt. Drei A-Junioren haben sich in die Mannschaft gespielt. Luca Redwand sorgt in der Defensive für klare Aktionen, Ben Rademacher kämpft sich nach Verletzung wieder heran, und Nils Brünker trumpft stark auf. „Sie sind längst in der Mannschaft integriert.“ In der Winterpause gibt es eventuell zwei Abgänge, die man aber verkraften kann. „Es herrscht Euphorie, die Stimmung ist gut“, sagt der Vorsitzende.

 

Die zweite Mannschaft, in die Kreisliga C aufgestiegen, ist noch starken Schwankungen unterworfen. „Sie tun sich noch schwer“, hat Andre Lindt festgestellt. Anfangs hatte man einige Probleme, um dann Spiele zu gewinnen. Zwei 0:1-Niederlagen waren dann wieder nicht gut. Tobias Botzet, der aus beruflichen Gründen kürzertreten musste, und Andre Handschumacher, der derzeit verletzt ist, sind in der zweiten Mannschaft aktiv. Andre Lindt geht fest davon aus, dass die Zweitvertretung die Liga hält.

Die Arbeiten beginnen

31.10.2023

Der Startschuss für das neue Dorfgemeinschaftshaus in Brachelen

Der Erste Spatenstich für den Neubau des Dorfgemeinschaftshauses in Brachelen ging schwungvoll über die Bühne. Zum Jahreswechsel 2024/2025 soll das Gebäude am Fochsensteg bezugsfertig sein.

HÜCKELHOVEN-BRACHELEN Saal, Theke, Bühne, Foyer – was für das Dorfgemeinschaftshaus in Brachelen geplant ist. Und wie viele Menschen dort einmal Raum finden sollen.

VON DETTMAR FISCHER

Der Neujahrsempfang 2025 soll bereits im neuen Dorfgemeinschaftshaus in Brachelen gefeiert werden. Dies wünschte sich Hückelhovens Bürgermeister Bernd Jansen (CDU), bevor er selber zum Spaten griff und den aufgeschütteten Erdhügel auf dem Grundstück am Fochsensteg gemeinsam mit Vertretern der Ortsvereine, der Politik und der bauausführenden Unternehmen mit dem symbolischen ersten Spatenstich kräftig umpflügte.

Das Grundstück, auf dem das Dorfgemeinschaftshaus errichtet wird, liegt gleich am Sportplatz und nur wenige Meter entfernt von dem Ort, an dem sich früher das Gemeinschaftsleben in Brachelen abgespielt hatte, dem Kaisersaal, der vor drei Jahren abgerissen worden war. 100 Jahre lang hatte es den Kaisersaal gegeben, nun wird sich die Brachelener Bevölkerung bald an einem neuen Ort treffen können. Bernd Jansen erklärte, dass sich die Politik damals für einen Neubau am Fochsensteg ausgesprochen habe. Mit dem ehemaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Heinz-Josef Kreutzer aus Brachelen und den Kollegen im Stadtrat sei damals die Entscheidung zugunsten des Neubaus etwas ab vom Ort gefallen.

Das Architekturbüro André Lindt plant das Dorfgemeinschaftshaus. Das Gebäude wird eingeschossig errichtet und erhält eine Nutzfläche von 615 Quadratmetern. Der Haupteingang kann vom Fochsensteg aus erreicht werden. Unmittelbar vor dem Haupteingang wird ein großzügiger Vorplatz angelegt mit Parkflächen für Pkw und Fahrräder. Das Dorfgemeinschaftshaus und der Vorplatz werden durch Grünflächen von den anliegenden Straßen und Grundstücken abgegrenzt.

Eine erste Skizze zeigt, wie das Dorfgemeinschaftshaus in Brachelen einmal aussehen wird. Foto: André Lindt Architekten

Der Eingangsbereich des geplanten Gebäudes wird durch ein 76 Quadratmeter großes Foyer gebildet, an das sich Sanitäranlagen und ein Garderobenraum anschließen. Den Mittelpunkt wird ein 270 Quadratmeter großer Saal mit einer fast 70 Quadratmeter großen Bühne bilden. Ein Umkleideraum und diverse Lagerräume sind ebenfalls eingeplant.

Das Dorfgemeinschaftshaus wird im Wesentlichen der Zusammenkunft der Bewohner des Stadtteils Brachelen dienen. Die Hauptnutzung findet vorrangig im Saal- beziehungsweise Bühnenbereich sowie dem angeschlossenen Foyer statt. Der Saal ist für 544 Personen ausgelegt. Darüber hinaus ist eine Bestuhlung für rund 300 Personen geplant. Im Foyer ist außerdem ein Thekenbereich vorgesehen, der durch die angrenzende Küche bedient werden kann.

Das Gebäude wird eine Klinkerfassade und graue Aluminiumfenster erhalten. Im Innern des Saals wird die aus Holz-Fachwerkträgern bestehende Dachkonstruktion sichtbar bleiben und somit den gewünschten Scheunencharakter des Saals unterstreichen. Ziel ist es, das Gebäude nachhaltig aus erneuerbaren Energien zu versorgen und einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen.

 

Daher wird das Gebäude wird mit einer Photovoltaikanlage inklusive Speicher ausgestattet. Die PV-Energie wird unter Verwendung einer Wärmepumpe mit Heizelement in thermische Energie umgewandelt werden. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt durch eine Kombination aus einer Luft-Wärmepumpe und einer Gastherme zur Spitzenabdeckung.

Jubiläumskonzert

27.10.2023

Junger Chor Brachelen feiert 35-jähriges Bestehen

Rosi und Heinz Brand und Sängerin Marita Peters freuen sich bereits auf das große Jubiläumskonzert, bei dem dann alle 31 Mitglieder des „Jungen Chores“ auf der Bühne stehen werden.

Rosi und Heinz Brand und Sängerin Marita Peters freuen sich bereits auf das große Jubiläumskonzert, bei dem dann alle 31 Mitglieder des „Jungen Chores“ auf der Bühne stehen werden. Foto: Nicola Gottfroh

HÜCKELHOVEN-BRACHELEN Der Name Junger Chor ist etwas irreführend, denn die meisten Sängerinnen und Sänger sind mit dem Chor in die Jahre gekommen. Sie verbindet die Freude am Gesang.

VON NICOLA GOTTFROH

„Wir tun es wieder!“ Diese Worte stehen in großen Lettern auf dem Plakat, das Freunde des Chorgesangs auf das Konzert des Jungen Chors Brachelen hinweist. „Das ist eine Drohung“, sagt Chorleiter Heinz Brand und lacht.

Dass die Mitglieder den Gesang nicht bierernst nehmen, sondern es um den Spaß an der Freud geht und diesen auch den Zuhörern zu vermitteln, obwohl, oder gerade, weil die Sängerinnen und Sängern nicht in der Klasse der Akustika Chamber Singers singen, will er damit deutlich machen.

„Wir singen, weil es uns Spaß macht, weil wir gerne zusammen sind und Musik lieben“, sagt der Chorleiter. Reinste Tiefstapelei, mag man denken, wenn man hört, wo überall der Chor schon gesungen hat. Die Liste reicht vom Aachener Dom bis zu Kirchen in Rom und Venedig.

Aus einem lockeren Zusammenschluss für ein Heiligabendkonzert in der Brachelener Kirche ist der Chor entstanden, der bereits seit 37 Jahren existiert. „Der Name ist leicht irreführend, denn die meisten Sängerinnen und Sänger sind mit dem Chor in die Jahre gekommen“, sagt Sängerin Marita Peters. Im Gegensatz zu anderen Chören, die sich um schwindende Mitgliedszahlen sorgen, können sie sich aber nicht über zu wenig Stimmen beschweren. „Viele sind seit mehr als 30 Jahren dabei“, sagt Heinz Brand, der den Chor selbst gegründet hat. Das liege auch daran, dass der Chor bis heute ein lockerer Zusammenschluss und kein eingetragener Verein sei. „Damit entfällt auch die Bürokratie und wir können uns ganz auf den Spaß am Singen konzentrieren“, erklärt Brand.

Seine Frau Rosi, die vor 30 Jahren ebenfalls in den Chor eingetreten ist, erinnert sich an viele schöne Momente mit der Gruppe, deren Mitglieder nicht nur aus Brachelen, sondern auch aus den umliegenden Ortschaften stammen. Das schönste Erlebnis nicht nur für sie, sondern auch für viele andere der Sänger, ist ein Abend in Venedig gewesen, an dem der Chor in Weinstimmung und die Weingläser noch in der Hand haltend, auf einer Brücke spontan angefangen haben „Holy is the Lamb“ zu singen. „Das war ein ganz besonderer Moment, der uns immer in Erinnerung bleiben wird“, so Peters. Auch den Zuhörern entlang der Brücke gefiel die spontane Einlage, die sie mit Applaus würdigten.

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Musik macht glücklich, macht mehr Musik!

Die vergangenen Jahre mit Corona, Krieg und Energiekrise haben viele Menschen unglücklich und einsam gemacht. Ein Wissenschaftler sagt: Was uns wieder verbinden kann, ist Musik. Gemeinsame Musik.

Beim Jubiläumskonzert am Sonntag, 12. November, 16.30 Uhr, bei dem die Gemeinschaft mit zweijähriger Coronaverspätung das 35-jährige Bestehen in der Kirche in Brachelen feiert, wollen die Chormitglieder ihre Zuhörer mit neuem geistlichen Liedgut, aber auch mit Gospelsongs und afrikanischen Klängen erfreuen. Zudem haben sie moderne Lieder wie etwa Songs von Ed Sheeran oder „Bohemian Rhapsody“ von Queen im Repertoire. Zum finalen Highlight holt die Sängerschar noch den Kinderchor auf die Bühnen, um stimmgewaltig „Geboren, um zu leben“ zu Gehör zu bringen.

 

Die Konzerte, die nur alle fünf Jahre stattfinden, werden stets bei freiem Eintritt gegeben. „Das behalten wir selbstverständlich auch in diesem Jahr bei“, sagt Brand.

Spatenstich in Brachelen

Das ist der Zeitplan für das Dorfgemeinschaftshaus

Brachelen · Seit ein paar Jahren ist die Brachelener Bürgerschaft ohne Versammlungsort. Das soll sich nun ändern. Was alles geplant ist und warum es zu Verzögerungen kam.

26.10.2023

Die Vertreter der Verwaltung und der Vereine beim Spatenstich in Brachelen.

Von Marvin Wibbeke

Noch ist nicht viel zu sehen auf dem freien Gelände neben dem Netto-Supermarkt und dem Vereinsgelände des SV Brachelen. Ein wenig Erde wurde vom Bagger bereits ausgehoben, doch ansonsten liegt die Fläche brach. Das soll sich schon bald ändern. Denn die Brachelener Bevölkerung wartet schon lange darauf, endlich wieder einen Versammlungsort im Dorf zu haben. Das hatte Bürgermeister Bernd Jansen in der Vergangenheit oft betont und auch beim Spatenstich hervorgehoben, zu dem er Vertreter der örtlichen Vereine und die Ratsleute aus Brachelen begrüßte. Es sei ein „wichtiger Meilenstein in der Ortsgeschichte“, betont der Stadtchef.

Lange Zeit war der Treffpunkt der Brachelener Bürger der Kaisersaal. Über 100 Jahre habe es ihn gegeben, nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sei er wieder aufgebaut worden, berichtet der Bürgermeister. 2019 hatte es einen neuen Besitzer gegeben, der die Suche nach einem Pächter für den Gaststättenbetrieb nicht erfolgreich bestreiten konnte. So blieb für das in die Jahre gekommene Gebäude schließlich nur der Abriss. Auf dem Gelände des ehemaligen Kaisersaals sind inzwischen Wohnhäuser errichtet worden.

Info

Zahlen und Daten zum Dorfgemeinschaftshaus

Nutzfläche 615 Quadratmeter

Kapazität 544 Personen, bei Bestuhlung 300 Personen

Energie PV-Anlage mit 30 Kilowatt-Peak

Heizung Kombination aus Luft-Wärmepumpe und Gastherme

Zeitplan Fertigstellung Dezember 2024

Doch es fehlte nun ein Ort für die Menschen, für Versammlungen, für Veranstaltungen, wie es sie in jedem Ort gibt. „Hier entsteht in den nächsten Monaten eine neue Möglichkeit für die Bevölkerung, sich zu treffen, sich zu unterhalten, Kontakte zu knüpfen und soziale Bindungen zu stärken“, sagte Bürgermeister Bernd Jansen im Rahmen des Spatenstichs. Das Ziel: Der Neujahrsempfang 2025 soll hier begangen werden. Heißt auch, dass die Arbeiten Ende des kommenden Jahres abgeschlossen sein müssen. Und eigentlich hätte der Bau auch schon eher abgeschlossen sein sollen. Doch wegen der Corona-Pandemie und den zeitweise immens hohen Baupreisen habe die Verwaltung etwas abgewartet, bis sie schließlich den Auftrag erteilte. Rund ein Jahr habe man den Bau geschoben, das habe sich aber auch ausgezahlt, sagt Jansen, da sich der Markt wieder etwas beruhigt habe.

Der eingeschossige Bau wird auf einer Nutzfläche von rund 615 Quadratmetern errichtet. Der Haupteingang ist in südöstlicher Richtung vorgesehen und kann von der Straße Fochsensteg erreicht werden. Auf dem großzügig angelegten Vorplatz sollen sowohl ein Parkplatz für Autos als auch eine Abstellfläche für Fahrräder entstehen. Abgegrenzt zu den Nachbargrundstücken werde das Areal mit Grünflächen, berichtet der Bürgermeister.

Die Hauptnutzung des Dorfgemeinschaftshauses wird im Saal- beziehungsweise Bühnenbereich sowie dem angeschlossenen Foyer stattfinden. Der Saal ist mit einer Grundfläche von 272 Quadratmetern für 544 Personen konzipiert, eine mögliche Bestuhlung ist für 300 Personen geplant. Im Foyer soll zudem ein Thekenbereich installiert werden. Von außen soll das Gebäude eine Klinkerfassade und graue Aluminiumfenster erhalten. Im Inneren des Saals soll die aus Holz-Fachwerkträgern bestehende Dachkonstruktion sichtbar bleiben und so den gewünschten Scheunencharakter unterstreichen.

Bei der Planung sei auch darauf geachtet worden, dass das Gebäude nachhaltig aus erneuerbaren Energien versorgt werden kann und so einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck hinterlässt. Daher werde das Gebäude auch mit einer Photovoltaikanlage inklusive Speicher ausgestattet, eine Autarkiequote von 52 Prozent werde angepeilt. Beheizt wird das Dorfgemeinschaftshaus durch eine Kombination aus Luft-Wärmepumpe sowie einer zusätzlichen Gastherme zur Spitzenabdeckung.

 

Für den Architekten André Lindt ist der Auftrag eine große Ehre – zugleich aber auch eine große Verantwortung. Lindt kennt Brachelen nicht nur ganz gut, er ist in dem Ort tief verwurzelt und im Vereinsleben integriert. „Ich bin quasi im Kaisersaal groß geworden, habe da als Kind im Trommlercorps geprobt“, sagt er. Daher habe dieser Auftrag schon eine besondere Bedeutung für ihn. „Wenn die Brachelener irgendwann in dem Gebäude feiern, das wir entworfen haben, dann ist das schon ein tolles Gefühl“, gesteht er.

1. Spatenstich zum Bau des Dorfgemeinschaftshaus am Fochsensteg in Brachelen

OKT 27, 2023  

Das Foto zeigt Bürgermeister Bernd Jansen, Vertreter*innen der Stadtverwaltung und der Stadtverordneten sowie Vertreter*innen der Brachelener Vereine beim 1. Spatenstich.

Hückelhoven

Am gestrigen Donnerstag fand der 1. Spatenstich zum Bau des Dorfgemeinschaftshaus am Fochsensteg im Hückelhovener Stadtteil Brachelen statt. Hierzu einige Informationen:

Das geplante Gebäude wird eingeschossig errichtet und erhält eine Nutzfläche von ca. 615 m² sowie einen Bruttorauminhalt von ca. 3.460 m³. Der Haupteingang befindet sich in südöstlicher Richtung und kann vom Fochsensteg aus erreicht werden. Unmittelbar vor dem Haupteingang befindet sich ein großzügiger Vorplatz, auf dem sowohl Parkflächen für PKW als auch Abstellplätze für Fahrräder angeordnet sind. Das Dorfgemeinschaftshaus und der Vorplatz werden durch Grünflächen von den anliegenden Straßen bzw. Grundstücken abgegrenzt.

Der Eingangsbereich des geplanten Gebäudes wird durch ein ca. 76 m² großes Foyer gebildet, an das in nordöstlicher Richtung Sanitäranlagen und ein Garderobenraum anschließen. Im Nordwesten des Gebäudes befindet sich ein Saal (ca. 272 m²) mit angeschlossenem Bühnenbereich (Bühne ca. 68 m² bzw. Abstellraum Bühne ca. 5 m²). Rückwärtig zur Bühne befindet sich noch ein Stuhllager mit ca. 27 m².

Ein Flur, der in einen Nebeneingang mündet, verbindet das Foyer und den Saal- bzw. Bühnenbereich mit dem restlichen Teil des Gebäudes. Hier befinden sich im Wesentlichen ein Umkleideraum und diverse Lagerräume. Das geplante Gebäude erhält eine Kombination aus zwei Dachformen. Das Dach des Saal- bzw. Bühnenbereiches sowie das Dach eines Teiles des Foyers werden als Zwerchdach ausgebildet. Der übrige Teil des Gebäudes erhält ein Flachdach.

Das Dorfgemeinschaftshaus dient im Wesentlichen der Zusammenkunft der Bewohner des Hückelhovener Stadtteils Brachelen. Die Hauptnutzung findet vorrangig im Saal- bzw. Bühnenbereich sowie dem angeschlossenen Foyer statt. Der Saal ist entsprechend einer Grundfläche von 272 m² für 544 Personen ausgelegt. Darüber hinaus ist eine Bestuhlung für ca. 300 Personen geplant. Im Foyer ist außerdem ein Thekenbereich vorgesehen, der durch die angrenzende Küche bedient werden kann.

Das Gebäude wird eine Klinkerfassade und graue Aluminiumfenster erhalten. Im Innern des Saals wird die aus Holz-Fachwerkträgern bestehende Dachkonstruktion sichtbar bleiben und somit den gewünschten Scheunencharakter des Saals unterstreichen.

Ziel ist es das Gebäude nachhaltig aus erneuerbaren Energien zu versorgen und einen möglichst geringen CO 2 Fußabdruck zu hinterlassen.

 

Daher wird das Gebäude wird mit einer ca. 30 kWp starken Photovoltaikanlage inklusive Speicher ausgestattet. Die CO2 Reduktion nach 20 Jahren beträgt dadurch ca. 200 Tonnen. Es kann voraussichtlich eine Autarkiequote von ca. 52% erreicht werden. Die PV-Energie wird unter Verwendung der Wärmepumpe mit Heizelement in thermische Energie umgewandelt werden.

Windkraftzone wird erweitert

25.10.2023 AN

Weg frei für zwei weitere Windräder bei Brachelen

Neue Windräder südlich von Brachelen: Zwischen dem Hückelhovener Stadtteil und der L228 soll die Windkraftzone erweitert werden.

HÜCKELHOVEN-BRACHELEN Ein Investor will südlich von Brachelen zwei zusätzliche Windräder bauen. Die Politik gibt grünes Licht für eine größere Windkraftzone.

VON DANIEL GERHARDS

Die Stadt Hückelhoven will einem Investor ermöglichen, südlich von Brachelen zwei weitere Windräder zu bauen. Die Fläche befindet sich zwischen Brachelen, Geilenkirchen-Lindern, der L228 und Linnich. Dort gibt es bereits eine Konzentrationszone für die Windkraft und auch schon einige Windräder. Nun möchte ein Investor zwei weitere Anlagen errichten. Dafür soll die Zone in Richtung des Orts Brachelen erweitert werden.:

Die vergrößerte Konzentrationszone für die Windkraft soll 800 Meter Abstand zum nächsten Ort, also zur Bebauung in Brachelen, halten. Der Mindestabstand von Windrädern zu Wohnorten sei in NRW kürzlich von 1000 auf 800 Meter reduziert worden, sagte Erster Beigeordneter Dr. Achim Ortmanns im Bau- und Umweltausschuss. Ein Windrad, das bereits im Frühjahr dieses Jahres außerhalb der vorhandenen, kleineren Zone gebaut worden war, soll dann auch in der neuen Zone erfasst sein.

 

Ortmanns argumentierte für die vergrößerte Zone, dass die Kommunen demnächst verpflichtet würden, einen gewissen Anteil ihrer Fläche für die Windenergie freizugeben. Mit der Erweiterung der Windkraftzone in Brachelen erfülle die Stadt Hückelhoven ihr Soll in dieser Hinsicht bereits. Zudem habe sich die Stadt in ihrem Klimaschutzkonzept das Ziel gesetzt, erneuerbare Energien zu fördern.

Die Kommer Mühle liegt verlassen da

21.Oktober 2023

HÜCKELHOVEN-BRACHELEN Bereits 1343 wurde sie erwähnt, heute liegt sie menschenleer in Brachelen. Ein Rundgang durch das Gebäude und ein Blick auf dessen Geschichte.

VON DETTMAR FISCHER

Orte, an denen der Atem der Geschichte den Besucher umhaucht, gibt es nur noch wenige. Vieles ging mit dem Aufkommen der jeweils neuen Zeit verloren, wurde abgerissen und ein zeitgemäßer Neubau folgte. Die Kommer Mühle oder auch Unterste Mühle in Brachelen ist hingegen seit dem 14. Jahrhundert an ihrem heutigen Standort nachweisbar. Ihre historische Struktur kann der Besucher sich mit etwas Fantasie vor Augen führen, auch wenn die Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert stammt.

Besonders zugig pfeift der Atem der Geschichte in den beiden oberen Stockwerken. Die erste Etage ist nur noch über eine lange Leiter zu erreichen. Von dort geht es weiter in den zweiten Stock über eine Holztreppe, die man mit Gottvertrauen betreten sollte. In diesen beiden Stockwerken eröffnen sich lange, leere Hallen von einer Anmutigkeit, die auf den ersten Blick so fasziniert, dass einem der Mund offen steht. Fotografen mit einem Faible für sogenannte „Lost Places“, also Orte, die der Mensch verlassen zu haben scheint, waren schon hier. Eine Kölner Musikerin hat hier ein Video gedreht.

In der Kommer Mühle am Brachelener Teichbach drehten sich über Jahrhunderte die Mühlräder. Sie war Getreide-, Öl- und Papiermühle. Doch auch ohne Funktion hat der Ort seinen Charme.

In der Kommer Mühle am Brachelener Teichbach drehten sich über Jahrhunderte die Mühlräder. Sie war Getreide-, Öl- und Papiermühle. Doch auch ohne Funktion hat der Ort seinen Charme. Foto: Dettmar Fischer

Dr. Michael Küsgens heißt der derzeitige Besitzer der Kommer Mühle, die nach den letzten Eigentümern benannt ist, die die Mühle am Brachelener Teichbach noch gewerblich nutzten. Heinrich Kommer und Frank Hirtz betrieben bereits die Pappenfabrik Hirtz & Kommer in Niederau, als sie 1904 in der Untersten Mühle in Brachelen eine Papiermühle einrichteten. Neben der Untersten gab es entlang des Teichbachs, der vor vielen Hundert Jahren von Hand angelegt eine Verbindung zur Rur bei Linnich schuf, eine Oberste und eine Mittlere Mühle. Insgesamt lagen in der Blütezeit des Ortes, Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert, fünf Mühlen am Bachlauf, die ursprünglich alle zum Rittergut Haus Blumenthal gehörten.

Die Unterste und die Oberste Mühle waren bereits 1343 erwähnt worden. Dokumentiert ist, dass 1620 Arnold von Gruithausen Eigentümer der Untersten Mühle war. Nachdem diese Mühle 500 Jahre lang im Besitz unterschiedlicher Eigentümer und Pächter als Getreidemühle betrieben worden war, hatte sie die neue Eigentümerfamilie Francken ab 1822 als Ölmühle weiter geführt. Zur Mühle gehörten damals eine Wohnung, ein Hof, eine Scheune, eine Stallung und Gärten. Die Unterste Mühle, auch mal Untere Mühle genannt, wurde als Ölmühle mit einem Mahlgang, einer Ölpresse und einem unterschlägigen Wasserrad betrieben. Mit der Übernahme der Mühle durch Hirtz & Kommer 1904 wurde sie zur Papiermühle.

 Der Teichbach fließt noch heute an der Mühle vorbei, die seit dem 14. Jahrhundert am selben Fleck steht.

Der Teichbach fließt noch heute an der Mühle vorbei, die seit dem 14. Jahrhundert am selben Fleck steht.

Ab 1937 war Heinrich Kommer alleiniger Eigentümer der Mühle. Sein Sohn Hubert Kommer hatte bereits 1939 die Geschäftsleitung von seinem Vater übernommen. Er führte das Unternehmen bis zur Insolvenz um das Jahr 1965 und lebte auch zusammen mit seiner Frau Elisabeth und den beiden Kindern Heinrich und Elisabeth in einer Wohnung, die im Gebäudekomplex der Mühle eingerichtet war.

Michael Küsgens hatte Anfang 2019 die Kommer Mühle, an deren ehemalige Besitzer noch heute ein „H“ und ein „K“ im Zufahrtstor zum Mühlengelände erinnern, erworben. Küsgens ist Rechtsanwalt von Beruf und ehrenamtlich als Vorsitzender des Heimat- und Naturvereins Brachelen tätig. Seine Familie lebt seit Generationen in Brachelen und entsprechend groß ist sein Interesse an der Geschichte seines Heimatortes.

 Dr. Michael Küsgens ist heute der Besitzer der Kommer Mühle. 

Der Historie der Kommer Mühle versuchte Küsgens nicht nur durch eine intensive Recherche in den umliegenden Archiven auf die Spur zu kommen, sondern auch indem er Interviews mit Zeitzeugen vor Ort führte. Entstanden sind Filmdokumente, in denen die Befragten beim Gang durch die Mühle aus ihren Erinnerungen erzählen und sie so der Nachwelt weitergeben. Eine Freundin der Tochter Elisabeth Kommer hatte Küsgens befragen können. Diese erinnerte sich noch gut daran, wie sie als Kind mit ihrer Freundin Elisabeth in der Mühle spielte, obwohl es eigentlich verboten war.

Im ehemaligen Turbinenhaus, durch dessen zerbrochene Fenster das Rauschen des Teichbaches gut zu hören ist, schilderten die Zeitzeugen, wie mithilfe von Transmissionsriemen die aufgestaute Wasserkraft in die oberen Stockwerke transportiert wurde. Noch heute liegen zwei gewaltige Mühlsteine im ersten Stock – einer zerbrochen, der zweite gut erhalten. Im Kollergang, der nicht mehr erhalten ist, wurde das Altpapier zu Brei vermahlen, das Grundmaterial für die Pappedeckel. Ein älterer Brachelener berichtete, dass ein großer Heizkessel, an den lange Zeit noch ein gewaltiger Schornstein erinnert hatte, mit dem Schlamm aus den Absatzbecken der Kohlezechen befeuert wurde, ein schlechtes, aber billiges Brennmaterial, das auch die ortsansässigen Korbmacher genutzt hätten. Leider hat Küsgens bis heute keine Fotos von den Innenräumen zur Zeit des Mühlenbetriebs finden können. Er würde sich daher über entsprechende Hinweise freuen, per E-Mail an lutze_@gmx.de.

In der Kommer Mühle am Brachelener Teichbach drehten sich über Jahrhunderte die Mühlräder. Sie war Getreide-, Öl- und Papiermühle. Doch auch ohne Funktion hat der Ort seinen Charme.

In der Kommer Mühle am Brachelener Teichbach drehten sich über Jahrhunderte die Mühlräder. Sie war Getreide-, Öl- und Papiermühle. Doch auch ohne Funktion hat der Ort seinen Charme. Foto: Dettmar Fischer

Michael Küsgens versuchte auch dem Gerücht auf die Spur zu kommen, das im Ort über das „Aus“ der Kommer Mühle erzählt wird. Die Insolvenz des Unternehmens Mitte der 1960er Jahre soll, so das Gerücht, mit dem Niedergang des Bremer Automobilherstellers Borgward einhergegangen sein. In der Kommer Mühle soll damals die Innenverkleidung für die Autos von Borgward – berühmt war die Isabella – hergestellt worden sein. Die befragten Zeitzeugen konnten sich aber lediglich daran erinnern, dass einfache Kartons in den Hallen lagerten.

Der 19. Mai 2020 ist das Datum, an dem die aktuelle Geschichte der Kommer Mühle eine Wendung nahm, die im Nachhinein Bedauern auslösen könnte. Es existiert noch ein Gemälde der Kommer Mühle mit dem großen Schornstein, den prächtigen Ziegelsteingebäuden und einer schönen Allee ringsum, von dem man zwar nicht weiß, wann es gemalt wurde, aber es stammt sicherlich aus einer Zeit, als Brachelen eine der bedeutendsten Ortschaften der Region war. Und wenn die Geschichte am 19. Mai 2020 eine andere Wendung genommen hätte, dann würde in absehbarer Zeit ein Kulturhaus an die glanzvolle Vergangenheit dieses Ortes erinnern.

Die Pläne zur Errichtung eines Kulturhauses unter Einbeziehung der alten Bausubstanz waren bereits weit gediehen. Über das Förderprogramm „Dritte Orte“ hatte das Land NRW 50.000 Euro für die konkrete Planung des vom Heimat- und Naturverein Brachelen beantragten Projektes bewilligt. Die fertigen Pläne zum Umbau der Kommer Mühle in ein Kulturhaus sahen schließlich so vielversprechend aus, dass das Land 450.000 Euro für den Umbau bereitstellen wollte. Doch bei einem Gespräch im Rathaus Hückelhoven am 19. Mai 2020 sei, so Michael Küsgens, deutlich geworden, dass die Stadt das Kulturhaus nicht unterstützen und stattdessen ein Bürgerhaus an anderer Stelle im Ort bauen werde.

 

Michael Küsgens plant jetzt Wohnungen und Büros in der Kommer Mühle – richtig glücklich sieht er dabei nicht aus.

06.10.2023

Erstes Fest seit Beginn der Pandemie

Großer Andrang beim Brachelener Apfelfest

Brachelen · Herrliches Herbstwetter hat zahlreiche Besucher zur Kommer Mühle gelockt. Nicht nur 600 Liter Apfelsaft, sondern auch Vogelhäuschen, Entenrennen und ein Schauspiel auf Platt waren die Highlights.

 

Die Aufführung auf Brökeler Platt wurde gar zwei Mal gespielt.

Als die Verantwortlichen des Heimat- und Naturvereins Brachelen in diesem Sommer mit den Planungen des inzwischen siebten Brachelener Apfelfestes begannen, ahnten sie freilich noch nicht, was ihnen an diesem Sonntag Anfang Oktober blühte. „Wir waren von den Menschenmassen vollkommen überrascht. Es kamen viel mehr, als wir zu hoffen gewagt hatten“, berichtet Doris Mertens aus dem Vorstand des Heimat- und Naturvereins. Wie viele Menschen über den Tag verteilt tatsächlich das Apfelfest besuchten, könne sie aber nicht sagen. Es sei von morgens bis abends ein Kommen und Gehen gewesen. Die ersten Besucher seien bereits weit vor dem eigentlichen Start dort gewesen, berichtet sie.

Der Besucherandrang in Brachelen mag womöglich auch etwas damit zu tun haben, dass die Brachelener schon lange auf das Apfelfest verzichten mussten. In den vergangenen drei Jahren musste das beliebte Fest ausfallen. Zunächst war es wegen der Corona-Pandemie nicht möglich, im Vorjahr ereignete sich dann ein tragischer Unfall eines Vereinsmitgliedes, der die Veranstalter letzten Endes dazu brachte, das Fest abzusagen.

Konzept Zur Idee des Apfelfestes des Heimat- und Naturvereins Brachelen gehört es, das Fest stets an besonderen Orten stattfinden zu lassen – in diesem Jahr eben in der Kommer Mühle. In der Vergangenheit fand das Fest unter anderem zwei Mal auf dem ehemaligen Rittergut Haus Blumenthal statt.

Daher war die Vorfreude in diesem Jahr umso größer, endlich wieder den Bürgern eine stimmungsvolle Veranstaltung zu kredenzen. Das warme und sonnige Wetter spielte den Verantwortlichen sicherlich in die Karten und sorgte dafür, dass der ein oder andere Besucher mehr vorbeischaute. „Wir haben in Brachelen einen ganz guten Ruf“, sagt Doris Mertens. Die Leute wüssten, dass der Verein nicht viele Veranstaltungen über das Jahr hinweg anbiete, die wenigen dann aber stets qualitativ hochwertig seien.

Kurz bevor der große Tag dann aber anstand, wurde es für die Organisatoren noch einmal stressig. Denn zu einem Apfelfest gehören nun mal Äpfel und auch Apfelsaft dazu. Einen ganzen Tag habe man Äpfel gepflückt und daraus dann mehr als 600 Liter Apfelsaft gepresst, der beim Apfelfest auch fast vollständig unter die Leute gebracht werden konnte.

 

Besonders gut bei den Besuchern kam auch die für 15.30 Uhr angesetzte Gerichtsverhandlung wie „Anno Dazumal“ auf „Brökeler Platt“. Dazu wurde ein in der Chronik erwähnter Rechtsstreit in Szene gesetzt und nicht nur der Delinquent hatte das Urteil mit Spannung erwartet. Dieses Schauspiel fand – im Gegensatz zum Rest des Festes – in der Halle der Kommer Mühle statt. Dafür war die Halle der Mühle extra hergerichtet worden. Doch das große Interesse sorgte schließlich dafür, dass die Protagonisten später noch ein zweites Mal auf die Bühne mussten – Brökeler Platt hat die Menschen überzeugt.

Die Ruine der Kommer Mühle rückt in Brachelen in den Fokus

 Die Aktiven des Heimat- und Naturvereins Brachelen haben Unmengen von Äpfeln zu Saft gepresst für das am Sonntag anstehende Apfelfest.

Die Aktiven des Heimat- und Naturvereins Brachelen haben Unmengen von Äpfeln zu Saft gepresst für das am Sonntag anstehende Apfelfest. Foto: Dettmar Fischer

HÜCKELHOVEN-BRACHELEN „Vom Lost Place zum Hotspot“: Die Ruine der Kommer Mühle soll beim Apfelfest in Brachelen gezeigt werden. Daneben gibt es noch viele weitere Attraktionen.

Das Apfelfest des Heimat- und Naturvereins Brachelen ist das Aushängeschild, das den Verein bekannt gemacht hat. Es erfreut sich so großer Beliebtheit, dass zum 7. Apfelfest am kommenden Sonntag, 1. Oktober, ein neuer Veranstaltungsort hergerichtet wird, der an eine längst vergangene Zeit erinnert. Das Motto „Vom Lost Place zum Hot Spot“ hat der Heimat- und Naturverein Brachelen gewählt, um die Kommer Mühle, die Teil des Veranstaltungsareals sein wird, der Öffentlichkeit vorzustellen.

 

Am Sonntag wird von 10.30 bis 19 Uhr nicht nur die an der Straße Alter Steinweg gelegene Kommer Mühle zu neuem Leben erweckt, auch auf der benachbarten abgesperrten Straße und einer anliegenden Wiese werden die Besucher zahlreiche Attraktionen mit und ohne Apfel genießen können. Der 2016 gegründete Heimat- und Naturverein Brachelen spannt, um diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen, alle aktiven der insgesamt 300 Mitglieder mit ein. 

In der Metzgerei von Peter Wilms im Zentrum des Ortes wurden bereits Unmengen von Äpfeln zu frischem Saft gepresst. Auch bei dieser schweißtreibenden Arbeit kam die Geselligkeit nicht zu kurz. Nur durch das funktionierende Miteinander konnte der Verein, dessen Vorsitzender Dr. Michael Küsgens ist, in den vergangenen Jahren viel für den Ort leisten. Michel Küsgens hatte schon vor der Vereinsgründung als private Initiative die ersten beiden Apfelfeste in Brachelen aufgezogen. Da der Besucherzuspruch schon zu Beginn überwältigend war, lag die Idee nahe, diese Veranstaltung auf breitere Schultern zu stellen und den Heimat- und Naturverein Brachelen aus der Taufe zu heben.

 Der Heimat- und Naturverein Brachelen veranstaltet nicht nur das Apfelfest, sondern macht auch mit Schautafeln die Historie des Ortes anschaulich.

Der Heimat- und Naturverein Brachelen veranstaltet nicht nur das Apfelfest, sondern macht auch mit Schautafeln die Historie des Ortes anschaulich. Foto: Dettmar Fischer

Da sich der Verein aber nicht nur die Ausrichtung des Apfelfestes auf die Vereinsfahne geschrieben hat, sondern auch die Historie des Ortes darstellen möchte, wurden bereits mehrere umfangreiche Bildbände herausgegeben, von der Chronik, die Hubert Thomas aus Kirchenbüchern und Dokumenten des Bürgermeisteramtes erarbeitet hatte, bis hin zu Dr. Heribert Schüngelers zeitgeschichtlichem Werk „Das Krisenjahr 1923“. Baumanpflanzungen leisteten die Vereinsmitglieder an verschiedenen Stellen.

Beliebt sind die Dorfwanderungen zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes. Um diese Gebäude, die das Ortsbild mitprägen, stärker herauszustellen, wurden vom Verein große Tafeln etwa benachbart zur Maria-Hilf-Kapelle angebracht. Über den Tafeltext und einen QR-Code erfahren die Passanten, dass diese neugotische Backstein-Kapelle im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden war, aber nach dem Krieg von der Bevölkerung liebevoll wieder aufgebaut wurde.

An eine Zeit, in der Brachelen ein relativ großer Ort war, mit vielen Geschäften, einem Krankenhaus und einem Dutzend Kneipen, erinnert noch die Ruine der Kommer Mühle. Wie ein altes Gemälde zeigt, war diese Mühle, ursprünglich eine Öl- später eine Papiermühle, einst ein imposantes Backsteingebäude mit einem rauchenden Schornstein und einer schönen Baumallee. Die Idee des Vereins, aus der Kommer Mühle ein Haus für den Ort zu machen, war leider nicht zu realisieren gewesen, da Fördermittel schließlich ausblieben. Heute ist die Kommer Mühle im Besitz eines engagierten Privatmanns, der sie gerne dem Verein zur Verfügung stellt, um dort einen wichtigen Teil des Apfelfestes stattfinden zu lassen.

Am Sonntag gegen 15.30 Uhr wird der Eingangsbereich der Mühle zur Kulisse für eine Gerichtsverhandlung wie anno dazumal auf Brökeler Platt. Dazu wird ein in der Chronik erwähnter Rechtsstreit in Szene gesetzt. Das Trommler- und Pfeifercorps Brachelen wird um 11 Uhr das Fest mit einem Platzkonzert eröffnen. Unterstützung erhält der Heimatverein auch von den St.-Sebastianus-Schützen und der Feuerwehr, die ihre eigenen Stände präsentieren werden. Auf dem Mühlenhof findet die kulinarische Meile ihren Platz. Die Kinder der St.-Martin-Grundschule und des Kindergartens haben zum Thema Mühle ihre Kunstwerke hergestellt, die vor Ort ausgestellt werden.

Um 14 Uhr freuen sich die quietschgelben Enten wieder auf ihren Einsatz beim Rennen auf dem Teichbach. 100 Vogelhäuschen warten auf ihre Vollendung durch kleine und größere Handwerker. Ein großes Ritterlager auf den Wiesen der Tierarztpraxis Feldmann wird sicher nicht nur die kleinen Besucher faszinieren. Dort kann man mit Pfeil und Bogen seine Treffgenauigkeit erproben und auch bei einem Schaukampf dabei sein. Ein Kunstschmied wird seine Fertigkeit zeigen, während nebenan handgeschmiedete Messer aus der Eifel auf ihre Abnehmer warten. Preisgekröntes Geflügel wird präsentiert, genauso wie herbstliche Dekorationen und eine Kunstausstellung. Zugunsten eines Kinderhospizes werden handgenähte „Sorgenfresserchen“ verkauft. Der selbst gemachte Apfelsaft und der Apfelessig gehören zu den Rennern des Festes.

 Die Kommer Mühle in Brachelen war einst ein imposantes Bauwerk, wie dieses alte Gemälde beweist. Zum Apfelfest wird die Ruine der Mühle neu belebt wird.

Die Kommer Mühle in Brachelen war einst ein imposantes Bauwerk, wie dieses alte Gemälde beweist. Zum Apfelfest wird die Ruine der Mühle neu belebt wird. Foto: Heimat- und Naturverein Brachelen

 

Gegen einen kleinen Obolus werden auch von den Besuchern mitgebrachte Äpfel vor Ort gepresst. Diese sollten auf jeden Fall gewaschen und von Faulstellen befreit sein, damit der Saft in einwandfreier Qualität in selber mitzubringende Flaschen abgefüllt werden kann. In Erinnerung an die Geschichte des Ortes Brachelen wird auch ein Korbmacher sein Handwerk demonstrieren.

Hückelhoven bewilligt weiteren Zuschuss

Umbau der Kindervilla Brachelen wird teurer

 Die Mehrkosten haben sich vor allem durch bauliche Besonderheiten und den Denkmalschutz ergeben.

Die Mehrkosten haben sich vor allem durch bauliche Besonderheiten und den Denkmalschutz ergeben. Foto: MHA/Michèle-Cathrin Zeidler

HÜCKELHOVEN 40 Kinder können zukünftig in dem alten Rathaus betreut werden. Wodurch es zu Mehrkosten kam und was die Stadt Hückelhoven dazu sagt, war Thema im jüngsten Jugendhilfeausschuss.

Michèle-Cathrin Zeidler

VON MICHÈLE-CATHRIN ZEIDLER

An der Kindervilla Brachelen sind in den vergangenen Monaten die Handwerker ein und aus gegangen. Die Fenster an der Rückseite des Gebäudes wurden ausgetauscht, die Küche erneuert, der Boden überholt, und in einem Gruppenraum wurde zusätzlicher Platz durch eine Hochebene geschaffen. Von den Arbeiten profitieren die Eltern im gesamten Hückelhovener Stadtgebiet: Die Sanierungsarbeiten waren Voraussetzung für die dauerhafte Aufstockung auf 40 Betreuungsplätze.

Ursprünglich hatte die Elterninitiative, die die zweigruppige Einrichtung betreibt, die Kosten auf 96.000 Euro geschätzt. Die Stadt hatte den Eltern daher einen Zuschuss in Höhe von 86.000 Euro zugesagt. Die verbleibenden 10.000 Euro wollte die Initiative aus eigener Tasche stemmen.

 

Wie die Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses der Stadt Hückelhoven nun berichtet, seien mittlerweile fast alle Arbeiten abgeschlossen – allerdings sei es deutlich teurer geworden als geplant. Die Arbeiten hätten sich als umfangreicher herausgestellt, insbesondere denkmalrechtliche Besonderheiten hätten zu den Mehrkosten geführt.

29. SEPTEMBER 2023

Bilanz zum Badesee Hückelhoven

Durchwachsene Saison und Personal am Limit

 Seit gut zwei Wochen ist die Freibadsaison in Hückelhoven beendet. 

HÜCKELHOVEN Wie die Freibadsaison im Detail in Hückelhoven lief und warum die Verwaltung ein wenig besorgt auf die Personaldecke blickt, waren Thema im jüngsten Fachausschuss der Stadt. Über den Winter sollen nun Lösungen geprüft werden.

Michèle-Cathrin Zeidler

VON MICHÈLE-CATHRIN ZEIDLER

Durchwachsen – so fasst Stephan Matzerath von der Hückelhovener Verwaltung die diesjährige Saison am Badesee Kapbusch zusammen. Zwar konnte das Freibad aufgrund der sommerlichen Temperaturen im September deutlich länger als normal geöffnet bleiben, doch der Regen in den Sommerferien hat den Besucherandrang merklich gedämpft.

„Nach einem warmen Juni folgte der in weiten Teilen verregnete Juli, sodass in den Sommerferien leider nicht viele Öffnungstage lagen“, berichtet Matzerath im Kultur-Sport- und Städtepartnerschaftsausschuss der Stadt. Insgesamt konnten sich die Besucher an 48 Tagen im Kapbusch abkühlen. Im Vorjahr hatte der Badesee an 55 Tagen öffnen können, allerdings war der Sommer 2022 auch deutlich heißer und sonniger.

Kaum noch einen freien Platz am Strand gab es am 11. Juni, das war mit 2410 Badegäste der vollste Tag der Saison. Insgesamt verkauften die Mitarbeiter online und vor Ort 16.911 Tickets. „Damit liegen wir wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie“, freut sich Matzerath.

 

In dieser Saison hat die Verwaltung auf ein duales System für den Kauf der Tickets gesetzt. Besucher konnte ihre Karte im Vorfeld online erwerben oder auf Wunsch in bar an der Kasse des Freibads kaufen. „Die wieder eingeführte Barzahlung wurde gut angenommen“, so Matzerath. Gut die Hälfte der Besucher machten von dieser Option Gebrauch. Allerdings kam es durch die Bezahlvorgänge wieder teils zu Wartezeiten, dafür habe es in diesem Jahr aber keine Beschwerden über die Bezahlmöglichkeiten gegeben. Die Verwaltung will daher auch im kommenden Jahr den Gästen beide Möglichkeiten anbieten.

14.01.2023

Was Hückelhoven in den Ortsteilen plant

Wo in diesem Jahr im Stadtgebiet neue Baugebiete entstehen und welche Projekte der Bürgermeister sonst noch angehen will. Schwierige Kalkulation,

VON MICHÈLE-CATHRIN ZEIDLER

 

Brachelen: Nach Millich und Doveren bekommt nun auch Brachelen ein Dorfgemeinschaftshaus. Die Vereine in dem Dorf brauchen dringend ein neues Domizil. Früher hat sich der Ort für die Brauchtumspflege im Kaisersaal getroffen, doch der wurde abgerissen, und an der Stelle sind Wohnungen entstanden. Nun soll auf der Wiese am Fochsensteg neben dem Netto-Markt ein Vereinsheim mit Bühne gebaut werden. Bereits vor einigen Jahren hatte die Stadt dafür zwei Grundstücke erworben. Da die Stadt hier die Kosten zu einhundert Prozent aus eigener Tasche trägt, will Bürgermeister Bernd Jansen (CDU) mit dem Baustart noch etwas warten. „Wir hoffen, dass sich die Baupreise nach dem Winter etwas einpendeln“, so der Rathauschef. Der Baustart hänge von der weiteren Preisentwicklung ab, soll aber in diesem Jahr erfolgen. Die Ausschreibung liege bereits in der Schublade parat. „Ich gehe davon aus, dass wir den Baubeginn im Sommer hingekommen“, sagt Jansen.

07.01.2023

Vor 100 Jahren: 1923 war ein echtes Krisenjahr

Inflation, Hungersnot, Ruhrkampf: Wie wirkten sich die Erschütterungen im Deutschen Reich auf die Menschen im Kreis aus?

VON WILLI GOERTZ

KREIS HEINSBERG Vieles deutet darauf hin, dass das kommende Jahr 2023 ein Krisenjahr werden könnte. Vor 100 Jahren gab es ebenfalls ein Krisenjahr – so sahen es zumindest die Chronisten in den Kirchengemeinden Gillrath, Waldfeucht oder auch Geilenkirchen. 1923 sei für die Gegend das „schlimmste Jahr“ seit Ende des Ersten Weltkriegs“ gewesen, heißt es etwa in der Stadtchronik Geilenkirchen.

Ein Grund dafür war die Inflation. Fast fünf Jahre waren seit dem Kriegsende vergangen. Die hohen Reparationsforderungen der Siegermächte und eine enorme Staatsverschuldung lasteten schwer auf der deutschen Volkswirtschaft. Die Notenpresse war gezwungen, immer größere Bestände an Papiergeld zu drucken, um den finanziellen Belastungen gerecht zu werden.

Eine bereits im Jahr 1920 einsetzende inflationäre Entwicklung nahm im Lauf des Jahres 1922 immer größere Dimensionen an und erreichte 1923 einen Höhepunkt, den selbst die größten Pessimisten nicht für möglich gehalten hatten. Im Juli 1923 bot laut einer Werbeanzeige in der Lokalzeitung ein Metzger aus Dremmen Speck in Höhe von 100.000 Reichsmark zum Verkauf an, während der Arbeitslohn eines Schuhmachers zum Anlegen neuer Sohlen auf 250.000 Reichsmark festgelegt war.

Vier Milliarden Mark für ein Bier

Wenige Monate später war die Lage vollends katastrophal: Im November 1923 kostete ein Pfund Brot im Kreisgebiet drei Milliarden Reichsmark, während man für ein Pfund Fleisch 36 Milliarden und für ein Glas Bier vier Milliarden Mark ausgeben musste. Jede Berufsgruppe hatte unter der Inflation zu leiden. Landwirte konnten zwar als Selbstversorger auf Nahrungsvorräte zurückgreifen. Aber auch ihr Verdienst reichte kaum noch zum Leben aus. So erlitt nach Aussage des Geilenkirchener Stadtchronisten auch der Handel mit örtlichen Milchprodukten starke Einbußen, da die Bauern die notwendigen Futtermittel nicht bezahlen konnten. Ein zunehmender Mangel an Lebensmitteln war die Folge.

Glanzstoff zahlte den Lohn täglich

Ein Industriearbeiter mit einer mehrköpfigen Familie konnte kaum auch nur noch die Preise für Grundnahrungsmittel bezahlen. Gerade diese Bevölkerungsschicht war am meisten von der Inflation betroffen, sofern es keine persönlichen Kontakte zu Landwirten gab.

Die örtlichen Steinkohlegruben und Industriebetriebe, etwa die Glanzstoffwerke in Oberbruch, fühlten sich dem Wohlergehen ihrer Belegschaft verpflichtet. Die Arbeitslöhne wurden täglich ausgezahlt, weil man um den rapide sinkenden Wert wusste. Den Beschäftigten der Enka-Glanzstoff AG wurde die Möglichkeit gegeben, im werkseigenen Konsumladen den Tageslohn in Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs umzusetzen. Als später die Geldscheine in Waschkörben transportiert werden mussten, ging der Betrieb dazu über, in der eigenen Druckerei selbst Papiergeld herzustellen.

Auf ähnliche Weise versuchten die Kommunen der Not Herr zu werden. So erhielten Mitarbeiter der kommunalen Verwaltungen Banknoten, die nur im Bereich der jeweiligen Gemeinden im Umlauf waren und nur in lokalen Geschäften eingelöst werden konnten. Im Herbst 1923 hatte aber jegliche Banknote ihren Wert verloren. Es florierte der Tauschhandel. Bewohner aus benachbarten Großstädten kamen in die Dörfer des Kreises und boten den Bauern Wertobjekte wie Porzellan, Schmuck und Teppiche zum Tausch an, um ihre Familien noch irgendwie ernähren zu können.

Dass die Geldentwertung im Verlauf des Jahres 1923 ein so dramatisches Ausmaß angenommen hatte, hat auch mit dem sogenannten „Ruhrkampf“ zu tun. Wegen der Zahlungsunfähigkeit des Deutschen Reiches waren die geforderten Reparationszahlungen teilweise ausgesetzt worden. Frankreich besetzte daraufhin das Ruhrgebiet und das bergische Industrierevier mit Truppen. So wurde auch eine seit 1919 in Geilenkirchen stationierte Einheit nach Duisburg verlegt.

Die Aktion löste im ganzen Deutschen Reich eine Welle der Empörung aus. Auch im Heinsberger Land zeigte man Solidarität mit den Menschen des Ruhrgebiets. Sie wurde etwa am 14. Januar 1923 durch das Läuten der Kirchenglocken zum Ausdruck gebracht. Zwei Wochen später folgte eine großangelegte Sammelaktion, zu der unter anderem auch am 27. Januar 1923 in der Heinsberger Volkszeitung aufgerufen wurde.

Die Konflikte brechen offen aus

Folgenschwerer war jedoch der als „passiver Widerstand“ bekanntgewordene unbefristete Generalstreik, in den Arbeiter, Angestellte und Beamte traten. Sie mussten fortan von der öffentlichen Hand unterstützt werden, was den Verfall der Reichsmark stark beschleunigte.

Der „passive Widerstand“ stellte auch das Verhältnis zwischen der örtlichen Bevölkerung und den seit 1919 stationierten französischen und belgischen Besatzungssoldaten vor eine schwere Belastungsprobe. Konflikte brachen offen aus. Einige Jugendliche aus Frelenberg äußerten ihren Unmut gegenüber den Besatzungstruppen, indem sie das Deutschlandlied sangen. Das mussten sie mit einem vorübergehenden Aufenthalt im Aachener Gefängnis büßen. Aus der Chronik des Ortes Ratheim geht hervor, dass die Besatzungsangehörigen dort ihre Kontrollen, die sie lange vernachlässigt hatten, wieder verstärkten.

Bürgermeister im Gefängnis

Die tägliche Zusammenarbeit mit den Besatzungsmächten bot auch in den kommunalen Verwaltungen ein großes Konfliktpotenzial. So mussten neben vielen anderen auch der Geilenkirchener Bürgermeister zusammen mit seinem Beigeordneten und einem Gemeindesekretär eine kurzfristige Gefängnishaft antreten. Auch gegen den Scherpenseeler Amtsbürgermeister wurde wegen „Widerstandes gegen die Staatsgewalt“ ermittelt. Er konnte aber untertauchen und sich der Strafverfolgung entziehen. Von Repressalien und Sanktionen betroffen waren auch Zollbeamte, ein Lehrer und ein auf der Grube Carolus Magnus beschäftigter Bergassessor.

Attentat auf Brücke in Brachelen

Bei der allgemeinen Spannung wurde mit Sabotageakten gerechnet. Davon ist im Kreisgebiet allerdings kaum etwas bekannt. Lediglich bei Brachelen versuchten Widerständler, eine Brücke über die Rur zu sprengen – allerdings erfolglos.

 

Als die Glocken schließlich den Jahreswechsel zum neuen Jahr 1924 einläuteten, war ein wirkliches Krisenjahr zu Ende gegangen. Dennoch zeigte sich leichter Optimismus, da die Einführung der Rentenmark dem rapiden Währungsverfall ein Ende gesetzt und Gustav Stresemann als Reichskanzler das Ende des „passiven Widerstandes“ angeordnet hatte. Die Menschen versuchten, das Beste aus der Krise zu machen. So entschloss man sich etwa in Gillrath, nicht auf die Kirmesfreuden zu verzichten – „trotz der schlechten Zeit“.


1 Gilt für Lieferungen in folgendes Land: Deutschland. Lieferzeiten für andere Länder und Informationen zur Berechnung des Liefertermins siehe hier: Liefer- und Zahlungsbedingungen
2 Nach §19 der Kleingewerberegelung bin ich berechtigt, keine Mehrwertsteuer auszuweisen.